Abends gehen wir zufällig vorbei. Sind auf der Suche nach einem kleinen Restaurant, das uns zusagt und gefällt. Uns ist nach Ruhe und in Ruhe reden, wenn möglich draußen, so angenehm warm, wie es noch ist. Wir gehen vom Stadtgarten aus die Stadthausstrasse entlang, queren sie, biegen ein in den Rathausdurchgang Richtung Marktgasse. Das Geschäft an der Ecke mit seinen hohen Fenstern ist geschlossen. Es ist ja schon 18.30 Uhr durch. Aber da sitzt er noch; bei schmalem Licht an seinem Platz hockt er, etwas tiefer hinter dem breiten Schreibtisch, links und rechts stapeln sich die Bücher, und er liest, was sonst.
„Ach ja“, sagt man in der Stadt, wenn man den Namen des Geschäfts nennt, wenn man beschreibt, wo genau es liegt, zentral eigentlich. Sagt entschuldigend, dass man es natürlich kenne, aber noch nicht drinnen gewesen sei, bisher nicht, man habe ja selbst zu Hause noch Bücher herumstehen, neulich geschenkt bekommen oder selbstgekauft, aber leider noch keine Zeit gefunden oder keine Gelegenheit gehabt, sie in die Hand zunehmen. Oder man sagt: ‚Das gibt es noch …‘ – und versucht das Fragezeichen nicht mitzusprechen. Denn wenn es in einer Stadt, in einer Stadt wie Winterthur kein Antiquariat mehr gibt, dann gute Nacht, Marie.
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