Eine Wanderung durch die Hamburger Marschlanden mit dem Geh-Experten Christian Sauer.
Gerade dieser Tage wichtig: Gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Gehen, um sich nicht in der schlechten Laune zu verbeißen. Und nebenbei lernt man ein wenig das echte Leben kennen und schön ist die Landschaft drumherum auch noch – ein Lob des Gehens.
Ungefähr Halbzeit. Und wir machen eine Pause. Setzen uns ins Gras, auf eine Unterlage, die groß genug ist, dass wir mit genügend Abstand nebeneinandersitzen können. Blicken geradeaus, wo sich die Gose-Elbe schillernd schlängelt und im Hintergrund sich drei Windräder drehen. Der Himmel schaut geradezu spielfilmmäßig-dramatisch aus, dunkle Wolken türmen sich auf und verdecken die Sonne. Vielleicht fängt es gleich an zu regnen, zu schütten, auch Hagelkörner sind vor nicht einmal zwei Stunden gegen meine Fensterscheibe geprasselt und ich dachte: ‚Das kann ja heiter werden.‘ Zur anderen Richtung, hinter uns, hinter den Bäumen, hat man einen Blick auf die ferne Stadt, wie sie in einem leichten Dunst liegt, auf den Fernsehturm, auf einzelne Kirchtürme, auf Hamburg.
Ich bin mit Christian Sauer unterwegs, ein Journalistenkollege, Coach und heute vor allem Autor des Buches „Draußen gehen – Inspiration und Gelassenheit im Dialog mit der Natur“, das in meinem Rucksack liegt. Es enthält eine Art Anleitung zum Gehen. Auch: eine Philosophie des Gehens. Also: einfach gehen. Gehen, um zu gehen. Gehen, um den Kopf frei zu kriegen. Gehen, um zu gelingen. Oder wie es der Sizilien-Wanderer Johann Gottfried Seume gesagt hat, den Sauer zitiert: „Ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ging.“Und natürlich hätten wir darüber auch telefonieren oder skypen können, aber muss man nicht Gehen gehend erleben? Und zu zweit gehen ist ja erlaubt.
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